Der MDR1- Defekt
bei Britischen Hütehunden
bedingt eine multiple Medikamentenüberempfindlichkeit.
Es ist keine Krankheit.
Übersicht
Bei den Hunderassen Collie, Australian Shepherd, Shetland Sheepdog,
Weißer Schweizer Schäferhund, Bobtail, Wäller und Border Collie ist
ein Gendefekt weit verbreitet, der zu einem vermehrten Übertritt von
Arzneistoffen in das zentrale Nervensystem führt. Bei der Anwendung
von Arzneistoffen wie Ivermectin, Doramectin, Moxidectin und
Loperamid kommt es zu Vergiftungen, die bereits zum Tod von
Colliehunden geführt haben. Da der dringende Verdacht besteht, dass
dieser Gendefekt die sichere Anwendung einer Vielzahl weiterer
Arzneistoffe einschränkt, ist eine vorbeugende Diagnose jedes
einzelnen Hundes anzuraten. Dafür steht ein genetischer Test zur
Verfügung, mit dem die Projektgruppe MDR1-Defekt beim Collie am
Fachbereich Veterinärmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen
Britische Hütehunde sowie im Verdachtsfall auch andere Hunderassen
untersucht. Die Gießener Projektgruppe hat im europäischen Raum eine
führende Position in der Diagnostik dieses Gendefektes beim Hund.
Die Projektgruppe MDR1-Defekt beim Collie erforscht seit dem Jahr
2003 die multiple Medikamentenüberempfindlichkeit bei Britischen
Hütehunden. Bisher wurden Hunde aus 30 verschiedenen Rassen und 10
Europäischen Ländern untersucht.
© 2006 by Projektgruppe MDR1-Defekt beim Collie, Institut für
Pharmakologie und Toxikologie, Fachbereich Veterinärmedizin,
Justus-Liebig-Universität Gießen, Frankfurter Str. 107, 35392
Gießen, Germany.
Telefon: +49 641 99 38411; Fax: +49 641 99 38419.
MDR 1 - Defekt
Beim MDR 1 - Defekt handelt es sich nicht um eine Krankheit, sondern
um eine Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Medikamenten. Diese
Unverträglichkeit wird durch einen Gendefekt in der
Blut-Hirnschranke verursacht.
Der MDR1-Transporter (Multidrug- Resistenz) ist ein Teil einer
funktionierenden Blut-Hirnschranke. Er schützt das Gehirn und
verhindert einen Übertritt von bestimmten toxischen Verbindungen und
Arzneistoffen ins Nervengewebe.
Bei betroffenen Hunden kann es zu Bewegungs- und
Koordinationsstörungen, Zittern, Benommenheit, Erbrechen,
Orientierungslosigkeit, vermehrtem Speichelfluss,
Pupillenerweiterung, Augenrollen, komaähnlichen Zuständen und
letztlich bis zum Tod kommen.
Folgende Arzneistoffe können die beschriebenen Nebenwirkungen
zeigen:
Invermectin, Selamectin, Moxidectin, Loperamid, Dioxin, Cyclosporin,
Grepafloaxacin, Rifampicin, Sparfloxacin, Ondansetron, Chinidin,
Quinidin, Ebastin, Dexamethason, Mitoxantrone, Morphine, Vincristin,
Vinblastin, Doxorubicin, Ondansetron, Paclitaxel, Etoside,
Domperidone
Die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollzähligkeit, es können
auch weitere Medikamente toxisch wirken.
Folgende Genotypen werden
unterschieden:
MDR1 +/+ |
nicht
betroffen
Es müssen keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen getroffen
werden. Allerdings sind Nebenwirkungen aufgrund anderer
Ursachen (z.B. Allergien) nicht ausgeschlossen. |
MDR1 +/- |
Merkmalsträger
Die Hunde sind Merkmalsträger für den MDR1-Defekt und können
diesen vererben.
Nebenwirkungen sind unwahrscheinlich.
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MDR1 -/- |
betroffen
Die Hunde sind vom MDR1-Defekt betroffen.
Die Behandlung mit bestimmten Medikamenten kann zu
erheblichen Problemen führen.
Prüfen Sie immer, ob das von Ihrem Tierarzt vorgesehene
Medikament, auch für Ihren Collie geeignet ist. |
|
Der Genotyp kann in allen Labors
die den Test anbieten bestimmt werden.
Für die Untersuchung wird 1 ml EDTA- Vollblut benötigt, welches von
einem Tierarzt abgenommen werden muss.
Wir haben sehr gute Erfahrungen mit folgendem Labor gemacht:
LABOKLIN
Labor für Klinische Diagnostik GmbH & Co. KG
Steubenstraße 4
97688 Bad Kissingen
Telefon: 0971/7202-0
Fax: 0971/68546
http://www.laboklin.de
Die Kosten belaufen sich hier auf 35,58 Euro zuzüglich der
Blutentnahmen beim Tierarzt.
Das für den Test benötigte Formular kann hier heruntergeladen
werden.
Vererbung des MDR1-
Gendefektes
MDR1-Genotyp der Hündin |
MDR1-Genotyp des Rüden |
MDR1 (+/+) |
MDR1 (+/-) |
MDR1 (-/-) |
MDR1 (+/+) |
100%
MDR1 (+/+) |
50%
MDR1 (+/+)
50%
MDR1 (+/-) |
100%
MDR1 (+/-) |
MDR1 (+/-) |
50%
MDR1 (+/+)
50%
MDR1 (+/-) |
25%
MDR1 (+/+)
50%
MDR1 (+/-)
25%
MDR1 (-/-) |
50%
MDR1 (+/-)
50%
MDR1(-/-) |
MDR1 (-/-) |
100%
MDR1 (+/-) |
50%
MDR1 (+/-)
50%
MDR1 (-/-) |
100%
MDR1 |
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